Periots "Une Jeunesse Allemande"

 

Französischer Blick auf deutsche Geschichte

Der Film des französischen Regisseurs Jean-Gabriel Périot, der Donnerstag (21.05.2015) in die Kinos kommt, dokumentiert den den Konflikt zwischen dem deutschen Staat und der RAF. Alle Filme Périots behandeln das Thema Gewalt: Wie entsteht Gewalt, wie wird Gewalt in Bildern gezeigt? Sein "Blick von außen" bringt neue Einsichten.

Fernsehausschnitte, Fotos, Studentenfilme von Holger Meins und Reportagen von Ulrike Meinhof zeigen deutsche Geschichte von der Studentenbewegung über die Gründung der Roten Armee Fraktion. "Die westdeutsche Gesellschaft erscheint völlig blockiert", entdeckte der Regisseur bei der Sichtung des Archivmaterials. "Selbst bei Podiumsdiskussionen im Fernsehen sitzt Ulrike Meinhof ganz allein mit Männern, die um zwei Generationen älter sind." Zehn Jahre lang arbeitete Jean-Gabriel Périot an dem Film. Der Regisseur, der auch selbst Cutter ist, montiert Film- und Fernseh-Archivmaterial ohne jeden Kommentar, schneidet die Positionen kunstvoll gegeneinander. Périot nutzt dabei Bilder, die ihn persönlich am meisten berühren wie Fernsehaufnahmen von Ulrike Meinhof im Jahr 1970: "Sie wirkt wie 'ausgeschaltet'. Ihr Körper ist verändert, ich weiß nicht, ob es Verzweiflung ist, aber da ist etwas extrem Zerbrechliches. Wenn man weiß, dass sie die RAF gründen wird, fühlt man den Schmerz, dass da etwas ganz Schwieriges ist." Der Film zeigt die Radikalisierung und die Reaktion der Gesellschaft darauf und dokumentiert den Krieg der Bilder, wie er in den Medien stattfand.

 

Martina Zimmermann
WDR3
21. Mai 2015